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Balletthaus, Düsseldorf

Gegenstand des Wettbewerbes war der Neubau eines Probenhauses für das Ballett der Deutschen Oper am Rhein im früheren Rheinbahn-Depot in Düsseldorf-Bilk.Es sollten 5 Säle mit Nebenräumen entstehen, die vom Ballett sowie einer Ballettschule zu nutzen sind

Entwurfskonzept Architektur

Das neue Balletthaus der Deutschen Oper am Rhein bildet den Auftakt einer Transformation des industriell geprägten Ortes „Am Steinberg“ zu einer Adresse, an der die besondere Stellung der Kunst in der Stadt betont wird. Das Gelände des ehemaligen Straßenbahndepots wird geprägt von langen aneinandergereihten Hallen, deren Stirnseite sich mit großformatigen gläsernen Toren an einem großen dreieckigen Platz präsentieren. Dieser Platz soll Treffpunkt aller Künstler vor Ort werden.

Das alte Gleisbett lässt erahnen, welche Großzügigkeit sich in den Hallen fortsetzt. Die Anlage des Depots inklusive des Gleisbettes mit originalen Pflastersteinen ist denkmalgeschützt und wird der Stadt sowie dem Standort daher in Zukunft erhalten bleiben.

Im Norden des Platzes liegt das ausgewiesene Baugrundstück zurückversetzt von der Straße inmitten eines weitläufigen und heterogenen Geländes. Es ist gerahmt von einer altbaugeprägten linearen Blockrandbebauung und steht im vis-à-vis mit drei kleineren Verwaltungsgebäuden, die angeschlossen an die Depothalle sind. Je tiefer man auf das Grundstück gelangt, desto kleinteiliger werden die Strukturen. Das städtebauliche Konzept sieht vor, den vorhandenen Platz nach Norden optisch zu erweitern, um somit das neue Balletthaus an das zu reaktivierende Herz des Geländes anzuschließen. Der Platz wird orthogonal geschlossen und das neue Balletthaus kann als Rückgrat des Platzes dem Anstoß und Start der Transformation des Standortes dienen. Der Charakter des neuen Balletthauses wird maßgeblich durch die Darstellung der vier großen Ballettsäle geprägt. Die Düsseldorfer Compagnie, die sich als Ensemble von Solisten versteht, soll sich differenziert und vielschichtig präsentieren können, weshalb jeder einzelne Ballettsaal abgebildet wird. Anmutig hervorgehoben liegen die Ballettsäle oberhalb des Platzes und gewähren Interessierten durch ihr luftiges Kleid partielle Einsicht. Die vier Probensäle bilden einzelne Probenhäuser/Kuben, die sich durch transparente Fugen voneinander abzeichnen. Die Fugen sind  Bestandteil eines niedrigeren Basiskörpers, der sich parallel zum Baufeld erstreckt. Dieser Basiskörper hält die Compagnie zusammen und verbindet alle  Probenhäuser/Kuben funktional miteinander. Unterhalb der Probenhäuser sind alle Verwaltungsräume und dienende Funktionen untergebracht, innerhalb des Basiskörpers sind alle gemeinschaftlichen Bewegungs- und Aufenthaltszonen zu finden. Der erste platzbildende Kubus gibt durch die städtebauliche Anbindung den schwungvollen Anstoß des Standortes. Diese Dynamik zieht sich städtebaulich mittels einer Drehung der drei folgenden Kuben von vorne nach hinten durch. Der letzte Kubus stellt dabei eine gesonderte Position innerhalb der Transformation und Verortung der Ballettsäle dar, er beinhaltet zwei Säle. Davon bildet Saal 1, der mit einer bühnenähnlicher Ausstattung und einer Zuschauertribüne eine besondere Eigenschaft besitzt, den funktionalen Endpunkt des Gebäudes im Erdgeschoss. Der baugleiche Probensaal 2 liegt wie alle anderen reinen Probensäle darüber im 1. Obergeschoss.

Städtebauliche Einbindung

Der Eingang des neuen Balletthauses am Steinberg befindet sich am Ende des erweiterten Vorplatzes zwischen dem ersten und zweiten Kubus. Das großzügige Entree erstreckt sich über drei Ebenen und gibt einen ersten Einblick in das außergewöhnliche Gebäude. Zur Rechten befindet sich das Ballettbüro, es könnte empfangsähnliche Aufgaben annehmen. Der trichterförmige Raum leitet in eine weitläufige Wandelhalle, die zunächst einladende Aufenthaltsmöglichkeiten der Kantine sowie eine Lounge beherbergt. Letztere befindet sich in einem noch höheren Atrium als das Entree. Mit einer begleitenden Treppe verbindet der Luftraum optisch und funktional das gesamte Gebäude vertikal über insgesamt vier Ebenen. An der Treppe vorbei führt die Wandelhalle entlang eines breiten Flures zum zweiten Highlight des Erdgeschosses in den Vorführsaal 1. Es können bis zu 124 Zuschauer Platz finden. Die Aufenthaltsmöglichkeiten können bei gutem Wetter in den Garten erweitert werden. Die Compagnie kann sich auf Sitzstufen aus Gras entspannen. Der Garten bildet zusammen mit dem Atrium die kommunikative Mitte des Gebäudes, weshalb sich entlang der sanierten und bepflanzten Schallschutzmauer punktuell Spiegel im Außenraum befinden. Ebenerdig zum Garten befindet sich auch das Appartement. Es wird von einem Treppenhaus erschlossen, welches unabhängig vom Gesamtbetrieb genutzt werden kann. Ansonsten befinden sich im Erdgeschoss die Verwaltung, die Direktion samt Entourage sowie die Ballettschule, ein Besprechungsraum und diverse bzw. technische Nebenräume. Zwischen dem Erdgeschoss und den Probensälen im ersten Obergeschoss befindet sich eine Zwischenebene, auf der innerhalb der baugleichen Kuben 1 und 3 jeweils die Umkleiden und Duschen der Tänzerinnen bzw. Tänzer sind. In deren Mitte befindet sich der schmalste Kubus, da er den kleinsten Saal 5 beherbergt. Auf der Zwischenebene sind dort die Ballettmeister/-innen, Repetitoren/-innen und Pädagogen/-innen zu finden. Gegenüber den Umkleiden befinden sich die physiotherapeutischen Räumlichkeiten sowie die Sauna mit ihrem Ruheraum, sie richten sich zum ruhigen Garten hin. Dort sind auch die Pianisten/-innen zu finden. Über dem Appartement im Erdgeschoss befindet sich auf der Zwischenebene die Umkleide für den weiblichen Gast. Die Umkleide für den männlichen Gast befindet sich analog darüber. Es wäre für beide möglich, kleine Gästeappartements zu generieren, die ebenfalls unabhängig vom gesamten Gebäude erschlossen werden können. Im ersten Obergeschoss befinden sich vier Probesäle 2-5. Es ist die Etage mit der großzügigsten Aufwärm-und Aufenthaltsfläche. Auch sie bietet in den Fugen zwischen den Kuben differenzierte Rückzugsmöglichkeiten. In drei Fugen sind introvertierte Short-Cuts vorgesehen, die den Akteuren und Mitarbeitern einen privaten und schnellen Zugang bzw. Abgang zwischen Umkleiden und Probesäle ermöglichen. Als dienende Funktion sind auf dieser Etage die Räumlichkeiten der Anprobe und des Hausmeisters sowie das Ballettschuhlager zu finden. Da Saal 2 vertikal mit 5 m hohen Dekorationselementen beliefert werden soll, gibt es dort eine entsprechend hohe Gasse vom Lastenaufzug, die diese spezielle Einbringöffnung gewährleistet. Die anderen Säle können von Saal 2 über die reversible Ecke in der Nische mit horizontalen Elementen der Größenordnung über den Boulevard erreicht werden. Von dem Aufwärm-bzw. Aufenthaltsboulevard hat man über großformatige Fenster auch diverse Einblicke in die großen 5 Meter hohen Probensäle. Zwischen und vor den Sälen bilden sich überall Nischen und Plateaus, die unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten generieren. Eine weitere attraktive Rückzugsmöglichkeit befindet sich auf dem Dach. Folgt man der Treppe im Atrium gelangt man zur Dachterrasse, die sich als Patio Richtung Himmel öffnet. Die Blicke der Nachbarn werden dadurch abgeschirmt und das Ensemble kann sich privat zurückziehen und sonnen. Die Fassade unterstützt das architektonische Konzept und hebt die einzelnen Probenhäuser hervor. Sie erhalten ein hochwertiges luftiges Gewand aus Kupfer. Die filigrane Streckmetallfassade ist vorgehangen und lässt je nach Standpunkt partielle Durchsicht zu. Vom Platz aus kann man je nach Ausleuchtung der Räume Silhouetten erkennen. Von Innen kann man, wenn man an die Fassade tritt, direkt rausschauen. Je weiter entfernt man von der Fassade im Raum steht, desto mehr konzentriert sich der Blick aufs Innere. Die Fassade dient zudem dem Sonnenschutz und sorgt für blendfreie Belichtung in den Probesäle. Die tragenden Wände der Probenhäuser sind aus Sichtbeton. Der niedrigere Basiskörper, der die Fugen und Aufenthaltsflächen bildet, nimmt sich haptisch zurück und gewährt über großzügige Glasfassaden die Belichtung der gemeinschaftlichen Räume im Inneren. Das neue Balletthaus am Steinberg wird ein lebendiger Ort sein, an dem sich jene Ballettkunst schaffen lässt, die den Standort Düsseldorf attraktiv macht. Jeder Solist der Compagnie kann sich nach Belieben in dem neuen Balletthaus entfalten, zurückziehen und den Probentag abwechslungsreich gestalten. Das Haus soll ein eigenständiger urbaner Cosmos mit Boulevards und kleinen Gassen werden.

PPP-Projekt Balletthaus Ballett am Rhein, Düsseldorf: Planung, Neubau, Finanzierung und langjähriger Betrieb eines Probenhauses für das Ballett der Deutschen Oper am Rhein im Rahmen eines Mietmodells mit Erbbaurecht

Wettbewerbsteilnahme, 2013/2014

Architektur: Eller + Eller Architekten, Düsseldorf/Berlin
Landschaftsarchitektur: urbane Gestalt, Johannes Böttger
Generalunternehmer: Köster GmbH, Mülheim

Renderings: bloom, Hamburg
Modell: Kepplinger, Düsseldorf