Incubator of Creativity
Unser Beitrag zu diesem internationalen Wettbewerb denkt die Stadt in die Zukunft. Wie könnte Düsseldorf in 30 Jahren aussehen?
Düsseldorf ist eine Stadt mit einer erstaunlichen Dichte an Kultur und Kunstströmungen, die auch international Geschichte geschrieben hat. Aber auch für High End Shopping ist Düsseldorf ein über die Landesgrenzen hinaus bekannter Hot-spot und auch Unternehmen und Messe agieren auf Weltniveau.
Aufgrund der geschichtlichen und wirtschaftlichen Entwicklung hat Düsseldorf ein hohes Potenzial eines der führenden Innovation Hubs für die heutige und zukünftige Kreativindustrie zu werden. Wenn Innovation zum zentralen Treiber in der globalen Herausforderung wird, dann siedeln sich erfolgreiche Unternehmen verstärkt in `Innovations- Quartieren` im urbanen Umfeld an. Diese Entwicklung wird vor allem getragen von der Suche nach Menschen, die ein kompaktes und vielfältiges Angebot an Kultur und Kreativeinrichtungen in urbanen Räumen suchen und für die spontane Interaktion und kreative Zusammenarbeit im Mittelpunkt stehen. Systemisch getragen wird diese Entwicklung durch die Digitalisierung und Social Network Services.
Wenn es ` Innovations-Quartiere` sind, die als Treiber der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung einzusetzen sind, welche Rolle können dann Museen und Hochschulen in der Entwicklung der Kreativität einnehmen? Da der globale Wettbewerb steigt, wird der Druck auf alle Städte spürbar höher, Bürgern ein nachhaltiges und gesundes Umfeld zu schaffen, das Kultur und ein interaktives Engagement ermöglicht. Das Vertrauen der Bürger in Museen hat sich über Jahrzehnte etabliert und die gesellschaftliche Affinität zu Kultur, Bildung und die Beziehung zu Kunst und Kreativität gestärkt, aber es gibt mehr Möglichkeiten der kreativen Auseinandersetzung. Ausgestattet mit Wissen und Forschung entwickeln sich Museen als Ort kreativer Entwicklung und gesellschaftlichen Aufeinandertreffens, als soziales ‚Living Lab‘, das städtisches Bürgerengagement verstärkt. ‚Living Lab‘ als Form der Kooperation zwischen Wissenschaft, Bürgern und Unternehmen, in der das gegenseitige Lernen in einem experimentellen Umfeld im Vordergrund steht und Bürger partizipativ in Untersuchung und Erarbeitung von Lösungsansätzen einbindet. Hierbei werden ortsbezogene Bedürfnisse, Erkenntnisse und Herausforderungen mit technologischem Wissen zusammengebracht.
Museen werden zu Initiatoren dieser Co-kreativen Entwicklung und öffnen sich zu interaktiven und disziplinübergreifenden Einrichtungen, die allen Bürgern Zugang und Einbindung in die Produktion von Kreativität ermöglichen. Auch die Kunstakademie soll ihre führende Rolle noch weiter öffnen und Bürgern zu jeder Zeit Einblick in das Wissen und die Kunstproduktion vermitteln. Digitaleingebundene Galerien werden zum interaktiven Ort der Kunstvermittlung und Kreativentwicklung.
Bürger erfahren die wachsende Affinität zur Schaffung von Kreativität bereits heute an vielen Orten in Düsseldorf. Diese Erkenntnis führt zu einem Verlangen, alles um sich herum zu individualisieren und am Prozess teilzuhaben oder diesen sogar zu initiieren. Diese hochbefriedigende Art der Selbstverwirklichung wird auf alle Teile des Alltags übertragen und wird damit zum Motor der Innovationskraft. High End Shopping durchläuft einen Transformationsprozess zur `ready-made produktion` der eigenen Fashion Bedürfnisse unter Zusammenbringung von Käufer und Herstellern. Das Markenbrand `KÖ ‚ wird zum Sinnbild und Seismograph dieser Fashionproduktion.
Der klassische Finanzsektor entlang der KÖ wird schwinden und Raum geben für neue Angebote in der Vermittlung von Kreativwissen und Ideen, die die neue Währung in der globalen Wirtschaft darstellen. Bestehende Gebäude werden als hybride Orte, in denen start ups ihre Ideen an Investoren vermitteln, Bürger in Incubator an neusten Entwicklungen der Hochschulen und Unternehmen mitarbeiten, aber auch die Messegesellschaft einen Showroom zur Inspiration von potenziellen Besuchern haben.
Düsseldorf steht auch für gesellschaftliche Nähe der Bürger und schafft seit Jahren ein breites Angebot an Geselligkeit in der Altstadt. Die Bedeutung des `Carlsplatz´ mit dem Schwerpunkt im Bereich Lebensmittel und Gastronomie wird sich weiter entwickeln. Nachhaltige Lebensmittel werden nicht nur regional bezogen, sondern im umliegenden Quartier selber angebaut. Heute vorhandene Hinterhöfe mit Parkplätzen werden zu `Urbanen Farmen´, in denen Anbieter und Bürger gemeinsam Lebensmittel anbauen und am Carlsplatz verzehren können.
Ökologische Nachhaltigkeit und ein gesundes Umfeld werden weiter ausgebaut. Daher werden die Parkanlagen Spee´scher Graben, Schwanenspiegel und Bürgerpark an ihrer Schnittstelle zueinander durch einen neuen Park zusammengeknüpft. Hierbei entsteht ein neuer Bürgerpark, der in der Größe des Hofgartens klar erlebbar wird und hiermit auch den Innenstadtbereich mit dem südlich angrenzenden Stadtteil Bilk verbindet. In seiner Mitte wird das neue Regierungsviertel angeordnet, das sich typologisch aber nicht an den angrenzenden Stadttypologien orientiert, sondern freiere Formen aufweist.
Düsseldorf Innenstadt muss sich nicht neuerfinden. Es kann die internationale Bedeutung seiner vielfältigen Lebensqualität weiter in den Mittelpunkt stellen, wenn die einzigartigen Qualitäten klar herausgestellt und gestärkt sind. Dieser Wahrnehmung liegt auch unser strategischer und konzeptioneller Ansatz zu Grunde. Einige unserer Ideen können sofort umgesetzt werden, andere können in späteren Dekaden erfolgen. Unser Konzept zeigt auf, wie man auf aktuelle Herausforderungen zukünftig agieren kann und Potenziale entfaltet.
Weiterführende Informationen
nicht offener, internationaler städtebaulich-freiraumplanerisch-künstlerischer Wettbewerb, 2019. Anerkennung.
Planungsgebiet 240 ha
Auslober: Landeshauptstadt Düsseldorf
In Kooperation mit mit Pola Landschaftsarchitekten, Berlin