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Das kulturelle Gedächtnis: Von der WestLB zum DoC Dortmunder Centrum für Medizin und Gesundheit

Die Ausstellung „Harald Deilmann – Lebendige Architektur“ ist eröffnet! Vom 27. August bis 7. November ist im Baukunstarchiv NRW in Dortmund die Ausstellung über Leben und Werk des Architekten Harald Deilmann (1920-2008) zu sehen. Mit seinen Projekten war er über 50 Jahre lang einer der prägenden Architekten der deutschen Nachkriegszeit.

Das Büro Eller + Eller Architekten ist mit einem der bekanntesten Werke von Harald Deilmann besonders verknüpft. Das Gebäude der früheren WestLB Dortmund wurde von uns saniert und zum DoC Dortmunder Centrum für Medizin und Gesundheit umgebaut. Mit ausdrücklicher Zustimmung der Erben von Harald Deilmann erhielten wir 2011 den Planungsauftrag. Die enorme Verantwortung gegenüber dem ikonischen und unter Denkmalschutz stehenden Objekt war uns sehr bewusst, zudem fühlten Prof. Fritz und Erasmus Eller sich auch persönlich verpflichtet angesichts der freundschaftlichen Verbindung der Familien Deilmann und Eller.

Wir freuen uns sehr, dass Stefan Rethfeld als Kurator der Ausstellung uns die Gelegenheit gegeben hat, die Herangehensweise an diese besondere Planungsaufgabe in einem Beitrag für den Ausstellungskatalog zu schildern. 

Medical Center DOC, Dortmund:

Kurz vor dem Totalschaden. So könnte man die Situation des markanten WestLB-Gebäudes in prominenter Lage der Dortmunder Innenstadt treffend beschreiben, als wir im Sommer 2011 den Planungsauftrag für die Sanierung und den Umbau erhielten.

Die WestLB war spätestens mit der 2007 weltweit einsetzenden Banken- und Finanzkrise ins Schlingern geraten. Mit der sich abzeichnenden Zerschlagung der WestLB stand auch die Zweigstelle Dortmund zur Disposition und damit der von der Landesbank genutzte Teil des für sie und die Dresdner Bank (heute Commerzbank) von Prof. Harald Deilmann 1975 bis 1978 entworfenen Doppelkomplexes. 2010 kursierten in der Dortmunder Presse erste Skizzen für eine Umnutzung der bis zu achtgeschossigen WestLB in ein Ärztezentrum. Der Entwurf des zuvor beauftragten Architekten – die Denkmalpflege bezeichnete ihn als eine Harald Deilmann nicht gerecht werdende „modische Auffrischung“ – setzte einen umfangreichen Eingriff in die Gebäudesubstanz ohne jedes Gespür für den hohen baukulturellen Wert des Gebäudes voraus, und schon 2011 begannen die umfassenden Rückbau- und Entkernungsarbeiten im Gebäudeinneren. Peter Kroos schrieb in der Bauwelt 5|2012: „Die Vandalen hatten bereits begonnen, das Innere des Bankhauses zu zerstören. Doch dieses Mal wurde der Barbarei Einhalt geboten.“ Tatsächlich hatte die unwiederbringliche Zerstörung weiter Teile des Innenausbaus die Denkmalpflege auf den Plan gerufen; der Bau wurde im April 2011 unter vorläufigen Denkmalschutz gestellt und erhielt dann als erstes Objekt der 1970er Jahre in Dortmund den schützenden Status eines Baudenkmals. Die bisherigen Planungen waren somit gegenstandslos. Der Bauherr ging auf die Suche nach einem Architekten, um das in eine verfahrene Situation geratene Projekt nochmals frisch anzugehen. Er wurde auf Eller + Eller Architekten aufmerksam, überzeugte uns, und wir erhielten rasch und mit ausdrücklicher Zustimmung der Erben von Harald Deilmann den Planungsauftrag.

Die enorme Verantwortung gegenüber dem Objekt war uns sehr bewusst. Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet des Planens und Bauens unter Denkmalschutz aber auch bestens vertraut. Zudem fühlten wir, Prof. Fritz und Erasmus Eller, uns auch persönlich verpflichtet gegenüber der seit vielen Jahren mit unserer Familie freundschaftlich verbundenen Familie Deilmann.

Die grundsätzliche, komplexe Herausforderung bestand darin, ein Ärztehaus im bereits teilzerstörten und denkmalgeschützten Bestand einer ehemaligen Großbank zu konzipieren, welches einerseits die Anforderungen an ein modernes Gesundheitszentrum erfüllt und andererseits die schützenswerten Eigenarten des Gebäudes ertüchtigt und unter Wahrung seines Charakters erhält.

Unsere intensive Auseinandersetzung mit dem Planungsauftrag begann mit einer umfassenden Bestandsaufnahme. Auf Basis einer akribisch durchgeführten Feststellung des entkernten Zustandes konnten wir analysieren, was bedauerlicherweise verloren war und was noch nicht. Anschließend entwickelten wir unser architektonisches Konzept als Zweistufenmodell:

Erstens: was sind unveränderbare Kriterien? Für uns waren dies die Deilmann-typische Gesamtskulptur des Ensembles mit der Differenzierung und Verschränkung der ursprünglichen Nutzungen durch Farbe und Materialität, die horizontale Schichtung der Fassade, die charakteristisch zurückspringenden Terrassen und die prägnanten Techniktürme.

Zweitens: was sind bedingt veränderbare Kriterien? Dazu zählten wir das Umwandeln der offenen Passage im Erdgeschoss zu einem Innenraum, die sinngemäße Erhaltung der trichterförmigen Zugangssituation und die Erhaltung des seriellen Fensterrasters mit Ertüchtigung der Glasfassade und dem Einbau von Öffnungsflügeln, die aber wiederum nicht sichtbar werden durften.

Dieses Konzept bildete die verbindlichen Leitplanken für die weitere Planung. Mit der Entwurfsplanung erfolgten auch detaillierte, mehrstufige Workshops zum Denkmalschutz gemeinsam mit dem Amt für Denkmalpflege des LWL und der Denkmalbehörde Dortmund.

Der Denkmalschutz bedingte eine weitgehende Erhaltung nicht nur des äußeren Erscheinungsbildes, sondern auch der zeittypischen Konstruktionsweise. Insbesondere die energetische Sanierung der geschosshohen Aluminium-Elementfassade mit ihrer außen liegenden Tragstruktur bildete daher eine der Kernaufgaben. Erhalten wurden dabei die charakteristischen und zeittypischen Gestaltungselemente wie die baubronzefarbenen Aluminiumoberflächen, die goldbedampften Sonnenschutzgläser und die prägenden weißen Betonbrüstungsbänder der Dachterrassen und Balkone sowie die vier Türme der Treppenkerne und Technikbauwerke. Alle notwendigen neuen Fassadenelemente zur Raumbildung der neuen Eingangshalle ordnen sich dienend unter und treten gestalterisch bewusst in den Hintergrund.

Die innere Organisation orientiert sich an einem zentralen Erschließungsweg zwischen den beiden Haupttreppenhäusern. Bis zu 37 Praxiseinheiten für verschiedene Fachsparten sind um das Atrium angeordnet. Wegebeziehungen zwischen den Praxen sind für Besucher sofort erkennbar und einladend gestaltet. Das charakteristische Farbkonzept des Deilmann-Baus wurde um ein Hellgrün ergänzt, das in seinem gezielten Einsatz im Wege- und Leitsystem dem Corporate Design des DoC eine eigene, dezente Note verleiht.

In den öffentlich zugänglichen Bereichen orientiert sich die gewählte Formensprache, wenngleich neu interpretiert, an Bestandselementen. Durch zahlreiche Blickbeziehungen nach außen wirkt das Atrium sehr hell. Die Terrassen, die früher nicht nutzbar waren, werden den Patienten als begrünte Dachgärten zugänglich gemacht.

 

Die Fassade ist durch umlaufende horizontale Brüstungsbänder charakterisiert. Die Elemente wurden als Leichtbetonfassade aus schalungsglattem Sichtbeton in Kunststoffschalungen hergestellt und mit Weiß-Zement und Titandioxyd aufgehellt. Die verglaste Ebene springt zurück, was die Anordnung von umlaufenden Balkonen ermöglicht. Dass der Kontrast der bronzefarben bedampften Scheiben gegenüber den weißen Betonbrüstungen im Stadtbild beibehalten werden sollte, war erklärte Absicht, doch waren die originalen Fensterfabrikate nicht mehr erhältlich. Stattdessen wurde in Zusammenarbeit mit dem Hersteller und den Denkmalbehörden ein völlig neues Produkt entwickelt, das sich äußerlich von dem ursprünglichen Bronzeton nur um Nuancen unterscheidet, jedoch deutlich bessere Wärmedämm- und Sonnenschutzeigenschaften aufweist. Rund 1.800 m² in verschiedenen Maßen wurden zur Sanierung des Gebäudes produziert und verbaut. Aus dem Inneren des Gebäudes betrachtet, haben die Gläser zudem im Vergleich zu ihren Vorgängern aus den 1970ern eine viel hellere Wirkung, die Lichttransmission ist also deutlich höher. Dies ist für die Nutzer angenehm und denkmalpflegerisch unproblematisch.

Notwendige Eingriffe in das Gebäude-Äußere sind gestalterisch dezent geblieben und ordnen sich den denkmalpflegerischen Zielen unter. Die Umwandlung der ehemaligen Passage und Kassenhalle in einen Atrium-Innenraum stellt eine spürbare, aber nach aber außen kaum wahrnehmbare Veränderung des Gebäudes dar. Der frühere Verlauf der Wand der Kassenhalle wurde im Fußboden des Atriums mit einer Bronzeschiene nachgezeichnet als Referenz der ursprünglichen Lage.

Die Fassadenstruktur konnte bei gleichzeitiger Anpassung an heutige technische und wärmedämmtechnische Standards erhalten werden, so durch den Austausch der Verglasung und die bauphysikalische Verbesserung der Wärmedämmpaneele. Im Bereich der ehemaligen vollklimatisierten Großraumbüros und jetzigen Praxisbereiche wurden in enger Anlehnung an die vorgefundene Originalkonstruktion neue Fensterelemente, nun mit Öffnungsflügeln, entwickelt und eingebaut. Die konstruktive Integration der neuen Öffnungsflügen in das ursprüngliche geometrische Außenmaß war eine echte Herausforderung.

Die sehr enge Zusammenarbeit mit den Denkmalbehörden hat zu einem bei Stadt, Bürgern und Nutzern hochgelobten Ergebnis geführt. Das DOC wurde vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe im Februar 2014 als Denkmal des Monats ausgezeichnet. Der LWL-Denkmalpfleger Dr. Christoph Heuter resümierte: „Der große Respekt des Architekturbüros Eller + Eller aus Düsseldorf gegenüber dem Deilmann-Entwurf war Garant für einen Umbau, der trotz aller notwendigen Kompromisse und eines schmerzlichen Substanzverlustes gelungen ist.“

Nach der Fertigstellung des Umbaus der WestLB zum DOC im Jahr 2014 sind wir oft angesprochen worden, von Nutzern und Besuchern des DOC wie auch von Passanten, mit einen einheitlichen Tenor: Durch die behutsame Aufarbeitung des Erscheinungsbildes und der Substanz sei der Stadt Dortmund und ihren Bürgern ein wichtiges, die Identität bewahrendes Gebäude wieder zurückgegeben worden, nachdem sein Verfall doch fast schon besiegelt schien. Das ging nur, weil – nach der dringend gebotenen Unterschutzstellung – alle Beteiligten frühzeitig eingebunden waren und Bauherr, Stadt, Denkmalbehörde und Architekten ein großes gemeinsames Interesse daran hatten, das Gesicht und die Geschichte dieser von Harald Deilmann geplanten baukulturellen Ikone der 1970er Jahre zu bewahren – als kulturelles Gedächtnis.

Fotos: Olaf Rohl

Ausstellungskatalog

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Trailer zur Ausstellung

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Digitale Vernissage, 26.08.2021

Spatenstich für Max Planck Institut – Bund + Landesregierung NRW investieren in neues Forschungszentrum gegen Cyberangriffe

 

Namhafte Gäste wie Ina Brandes, Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Simone Schwanitz, Generalsekretärin der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Dr. Martin Stratmann, Präsident a.D. der Max-Planck-Gesellschaft, Prof. Dr. Günter Meschke, Prorektor der @Ruhr-Universität Bochum, Gaby Schäfer, Oberbürgermeisterin der @Stadt Bochum, Prof. Dr. Christof Paar, Gründungsdirektor, und Erasmus Eller beteiligten sich tatkräftig am Spatenstich für den Neubau des Max Planck Institute for Security and Privacy (MPI-SP) von Eller+Eller Architekten.

In Zeiten fortschreitender Digitalisierung und wachsender Cyberkriminalität wird das MPI-SP das wissenschaftliche Zentrum für IT-Sicherheit für Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen. Die Aufgaben des Instituts umfassen Spitzenforschung zu Cybersicherheit, Kryptografie, IT-Systemsicherheit und den rechtlichen, ökonomischen und sozialen Aspekten von Sicherheit und Privatsphäre.

Der Neubau des MPI-SP ist Teil eines neuen Exzellenzclusters in der Wissenschaftsstadt Bochum, das mit Nachbarn wie dem Zentrum „Think“, dem Institut für Informatik und dem Forschungszentrum „ZESS“ der Ruhr-Universität Bochum auf dem ehemaligen Opel-Areal entsteht.

„Ein altes Industriegelände wird zur Heimat für die internationale Spitzenforschung! Auf dem alten Opel-Gelände werden künftig weltweit führende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Grundlagenforschung zur Cybersicherheit betreiben – einem der großen Zukunftsthemen, das das Leben aller Menschen unmittelbar betrifft,” betonte Ina Brandes, NRW-Ministerin für Kultur und Wissenschaft.

Mit dem Spatenstich am 21. Oktober beginnt der Bau für das 2019 gegründete Max-Planck-Insititute for Security and Privacy (MPI-SP) auf dem ehemaligen Opel-Areal in Bochum. Auf knapp 14.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche entstehen Büros, Labore und ein Hörsaal. Der Neubau wird ein energieeffizienter, hochmoderner Arbeitsplatz sein, in dem Forscher:innen aus den Ingenieur- und den Sozialwissenschaften interdisziplinär zusammenarbeiten. Vernetzte Arbeitswelten unterstützen sechs Abteilungen und zwölf Forschungsgruppen beim kollaborativen Wissensaustausch sowohl institutsintern als auch mit externen Forschergruppen. Büroflächen, Verhaltens- und Elektroniklabore, ein Seminarbereich mit einem Hörsaal für 200 Personen sowie eine Cafeteria ermöglichen themenfokussiertes Arbeiten als auch Interaktion und Kommunikation.

„Der Neubau des MPI-SP wird Wissenschaftler:innen nicht nur einen Raum zum Arbeiten bieten, sondern auch einen Ort, mit dem sie sich identifizieren können. 350 Mitarbeiter:innen profitieren von den ausgedehnten Gemeinschafts-, Funktions- und Sonderbereichen im Erdgeschoss, die die Zusammenarbeit und die interdisziplinäre Forschung fördern,“ erläutert Erasmus Eller, Architekt und Geschäftsführer Eller + Eller Architekten mit seinem Team Gerald Ollig, Bettina Gerlach, Louisa Wetzstein, Chang-Ye Ho, Bakir Hajrovic und Jörg Hirschfeld.

 

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