Campus im Park
Das Gebäude ist mehr als eine reine Hülle für Prozesse, Strukturen und Nutzungen. Seine Form folgt nicht allein der primären Funktion. Nicht „Form follows function“, sondern „Architecture follows culture“ wird zur Maxime der DATEV Corporate Architecture. Der Campus-Neubau ist direkter Ausdruck dieser Unternehmenskultur.
Unser Ansatz basiert auf einer Weiterentwicklung einer klassischen Campus Anlage. Diese war ursprünglich davon geprägt, dass einzelne Gebäude in einer Parkanalage zueinander angeordnet waren. In unserem Ansatz werden verschiedene Wegebeziehungen übereinander logistisch und szenographisch geschichtet. Im Erdgeschoss sind die Sondernutzungen wie Konferenzbereich, Learning Center, Executive Briefing Center und CoWorking angeordnet, die mit einem erhöhtem Besucheraufkommen verbunden sind.
Im 1. Obergeschoss haben wir dann eine Verteilerebene eingeführt, die vor allem für die Mitarbeiter von DATEV vorgesehen ist. Damit wird erreicht, dass diese ohne Kontrolle zwischen den HOMEZONE HUBS auf kurzem Wege sich austauschen können. Dies führt zu einem Abbau von gefühlten Zugangskontrollen und zu einer erkennbaren Verbesserung der Agilität und Kollaboration.
Auf diesem Geschoss und auf dem darüber liegendem 2. Obergeschoss sind große Dachgärten angeordnet, die intensiv begrünt sind und für die Mitarbeiter abwechslungsreiche Aufenthaltsqualitäten auf verschiedenen Terrassen aufweisen.
Freiraumkonzept
Der neue DATEV Campus in Nürnberg ist nicht nur Sinnbild für ein modernes FinTech Unternehmen, sondern steht ebenso für Neuerungen in der Organisation menschlicher Interaktionen.
Unterschiedliche Räume haben unterschiedliche Aufgaben und sollen Anreize liefern, die Arbeitswelt und den genossenschaftlichen Gedanken auf neuen Ebenen der Kommunikation und des Miteinanders zu erleben. Ziel des Neubaus ist es, das Büro als solches von seinen physischen Charaktereigenschaften zu lösen, um so einen weniger festen Ort zu schaffen, an welchem sich Gedanken und Ideen besser entwickeln und entfalten können, während die Lockerheit des Entwurfs den Mitarbeitern mehr Platz für eigene Identität bietet.
Gleiches wird mit dem Freiraumkonzept angestrebt. Ein topografisches, parkartiges Landschaftsbild überlagert die Vorstellung eines Freiraumes mit Aufenthaltsqualität zum Arbeiten und Erholen. Hügel in den Randbereichen inszenieren Durchblicke, bilden „geschützte“ Orte und unterstreichen die Leichtigkeit der Baukörper auf dem Sockel. Angelagert an die Hügel befinden sich Mulden mit Rigolen. Sie dienen der örtlichen Regenwasserversickerung und sind ein Beitrag zum ökologischen Stoffkreislauf. Ein landschaftliches Wegesystem verbindet die Eingänge mit den Freiraumangeboten im Park. Im Bereich des Haupteingangs befindet sich ein Mobilityhub mit Bike sharing, Ladestadtion für E-Rides und auch eine DATEV-Shuttelhaltestelle zur nächsten S- und U-Bahn wäre an diesem Ort denkbar.
Dachgärten und Terrassen
Die begehbaren Dachflächen werden als ansprechende, intensiv begrünte Gärten gestaltet. Dabei werden die Nutzungen der Innenräume in die Freiraumgestaltung übertragen. So entsteht z.B. auf dem Healthcenter eine vielseitige Freisportanlage mit Laufbahn. Zudem entsteht ein Bereich mit Außenarbeitsplätzen und Ruhezonen. Im Zentrum des Dachgartens entwickeln wir ein Mitarbeiternutzgarten. Hier kann man jederzeit saisonales Gemüse ernten und auch gleich noch etwas für das Abendessen mitnehmen.
Homezone / Midi Hubs
Unser Konzept basiert auf der Idee immer zwei HOMEZONES auf einer Etage anzuordnen. Dies um die Kollaboration zu verbessern, aber zugleich gelangt man so in die Nachbarabteilung, so dass eine maximale Flexibilität erreicht wird und auch Abteilungen wachsen können. Verbindungstreppen zwischen den Geschossen erhöhen die vertikale Agilität. Über zwei große langestreckte Lichthöfe gelangt Tageslicht in die 3 darunterliegenden Geschosse.
Als interne Boulevards werden sie flankiert von unterschiedlichen Co-Working Einrichtungen. Lounge Cafes, Focus Räume, Project-Räume und viele einladende ‚ich‘ und ‚wir‘ bezogende Sonderbereiche zur ‚Collaboration‘ und zur Regeneration sind vorgesehen.
Die HOMEZONE wird zum Kristallisationspunkt der Unternehmenskultur. Es erfüllt gleichermaßen die Kriterien der Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit wie der Wertevermittlung. Die Bürostruktur transportiert die Unternehmenswerte der Mitarbeiter und bildet Identität und Identifikation räumlich erlebbar ab. So wird das Bürolandschaft zur wirtschaftlichen Ressource und zum strategischen Erfolgsfaktor.
Die Büroform schafft einen Arbeitsplatz, der Offenheit und Flexibilität zum Dialog aber auch genügend Rückzugsmöglichkeit für konzentrierte Arbeit in Ruhe bietet. Die Meetingräume sind mit moderner Technologie ausgestattet. Rückzugsmöglichkeiten für konzentrierte Einzel- oder Gruppenarbeit sowie Orte der Begegnung wie Sitzecken, Teeküchen- und Kopier-Zonen prägen das Bild. Individuelle und gemeinsame sowie offene und geschlossene Arbeitsbereiche sind gleichermaßen von Bedeutung, wenn es darum geht, Wissen auch informell auszutauschen.
Die Bürostruktur bildet direkt die Kommunikations-Prozesse der Firmen Bereiche ab. Auf trennende Wände wird dabei möglichst verzichtet. Dies schafft räumliche Transparenz und Offenheit für Kommunikation und Zusammenarbeit. Alle Hierarchieebenen nutzen die freie Bürolandschaft. Zellenbüros werden nach funktionalen Anforderungen für einzelne Abteilungen oder Bereiche angeboten.
Das Büro ist ein Möglichkeitsraum, der sich an den Bedürfnissen der Mitarbeiter orientiert – sowohl als Individuen als auch in der Gemeinschaft. Die Mitarbeiter erfahren Wertschätzung und Respekt; Erleben ein förderndes emotionales Umfeld. Begegnungsqualität und Kreativität werden positiv beeinflusst. Es entstehen Räume, die sich an den Anforderungen des Unternehmens orientieren und in denen Menschen gut arbeiten können und gern arbeiten wollen.
Wettbewerb, 2019
BGF 60.000 m2
Auftraggeber: DATEV