Architektur ist eine öffentliche Angelegenheit. Sie schafft städtebauliche Figuren, die das Leben unterstützen und Kreativität fördern. Pandion schafft mit diesem Bürogebäude einen städtebaulichen Pionier der Arbeitswelten in einem bisher für diese Nutzung wenig erschlossenen Gebiet, dies ist zugleich eine Chance für die Nachbarschaft, als auch eine Herausforderung. Die Architektur unterstützt und fördert Motivation, Kommunikationsfähigkeit, Kreativität, Teamgeist und soziale Kompetenzen der Mitarbeiter.
Das Grundstück liegt an einem Kreuzungspunkt verschiedener Nachbarnutzungen, zwischen dem Sportplatz, für Berlin typische Sub-Kultur-Einrichtungen, Gärten und einem Wohnviertel. Dies verleiht ihm eine besondere Ausstrahlung und verbindende Funktion für das Quartier. Umso wichtiger wird hier die städtebauliche Figur. Der Entwurf sieht daher vor das Grundstück nicht komplett zu füllen, sondern schafft zwei öffentliche Plätze und zwei halböffentliche Innenhöfe, sowie ein permeables Erdgeschoss, das als verbindendes Element wirkt.
Das Konzept des Entwurfs bietet ein flexibles Gebäudegerüst an, das wie hier vorgestellt als modernes Bürogebäude genutzt werden kann und dafür wirkungsvoll ausgelegt ist, aber auch leicht umgerüstet und schnell neuen Entwicklungen angepasst werden kann. Ebenso bietet dieses flexible Gerüst im Erdgeschoss vielseitige, teilöffentliche und dem Standort angepasste Nutzungen an, die das Quartier unterstützen und wandelbar sind. Somit ist es ein Paradebeispiel für funktionelle Nachhaltigkeit.
Ziel der Gebäudestruktur ist es, viel Freiraum für Innovation und Flexibilität in einer inspirierenden Atmosphäre zu schaffen. Unser Ansatz ist es daher weniger die Konzeption eines klassischen Bürogebäudes. Wir sehen die besten Potentiale in einem neuen Typus eines horizontalen und vertikalen Organismus, sowie die Anordnung der Arbeitsplätze um zwei zentrale, aber intime Höfe, da hierüber die Thematik der zentralen Mitte als Symbol der Gemeinsamkeit am besten ihren Ausdruck findet. Darüber hinaus ist es für die zukünftigen Nutzer wichtig, dass ihre Mitarbeiter nicht ringförmig um einen zentralen Kern angeordnet sind, der die Blickbeziehungen und Kommunikation stört, sondern durch zwei Innenhöfe verbunden sind. Diese werden als gemeinsames Erlebnis wahrgenommen und gleichzeitig werden in den verschiedenen Gebäudeteilen unterschiedliche „Neighborhoods“ geschaffen, die Identität stiften und sowohl unterschiedliche Unternehmen, als auch verschiedene Abteilungen eines großen Nutzers beheimaten. Das moderne Bürogebäude wird so zum Dreh- und Angelpunkt des Quartiers, der modernen Arbeitswelten und der darin entwickelten Innovationsleistung.
Um den zukünftigen Herausforderungen des Marktes gewachsen zu sein, muss die Architektur eine Kultur fördern, die Interaktion und Kommunikation sowie das gemeinsame Lösen von Problemen zulässt und die Wertschätzung gegenüber den Mitarbeitern widerspiegelt. Alle Arbeitsplätze schaffen ein multifunktionales Raum- und Arbeitsplatzangebot mit einer Vielzahl von individuellen, gemeinsamen, offenen und geschlossenen Arbeitsbereichen. Diese neuartigen Bürolandschaften erzeugen Räume, die Wissen generieren und Menschen dazu anregen, miteinander in Austausch und Kommunikation zu treten.
Das Besondere des neuen Bürogebäudes sind seine vielseitigen teilöffentlich genutzten Erdgeschossangebote, die ein neues Arbeiten fördern und anregen sich auszutauschen und Wissen zu teilen. Wir schlagen ein permeables Erdgeschoss vor, das von Nutzungen durchzogen wird, die die modernen Arbeitswelten darüber mit dem Quartier in Verbindung bringen und das mit seiner Umgebung vernetzt ist.
Hier befinden sich Co-Working-Spaces, urbane Produktionsräume (Makerspace, wie z.B. Roboterunterstütze Fertigung, digitale Lernangebote für Senioren), Sportangebote (Yoga, Reha-Angebote), eine Fahrradwerkstatt, sowie nützliche Dienstleistungen wie ein Copyshop, ein Kiosk, eine Kiez-Apotheke. Eine große mietbare Townhall, die neben dem Coworking-Space und in der Erschließungsachse quer durch die Höfe platziert ist, bietet Raum für große Veranstaltungen, Events und Konferenzen. Außerdem sorgen ein Café, das direkt an der zentralen Verbindung zwischen Platz, Hof und Lobby platziert ist, sowie eine Kantine im anliegenden Separee für die Verpflegung der Mitarbeiter, Gäste und Nachbarn. Die Kantine liegt strategisch günstig an der Verbindungsachse zwischen Sportplatz und Wohnquartier, sodass hier erfolgreich gewirtschaftet werden kann. Auf ihrem Dach ist eine Sportterrasse vorgesehen, auf der sich die Nutzer in einer kleinen Pause, sowie nach ihrem Arbeitstag auspowern oder den Feierabend mit Kollegen ausklingen lassen können.
Unterschiedlichen Co-Working Einrichtungen wie Lounge Cafes, Focus Räume, Project-Räume und viele einladende ´ich´ und ´wir´ bezogene Sonderbereiche zur ´Collaboration´ und zur Regeneration sind vorgesehen. Durch die Vor- und Rücksprünge der Gebäude und die Öffnung der Innenhöfe entstehen auch vielfältige Wegebeziehungen und Ausblicke in das neue Arbeitsviertel.
Die Plätze bieten Sitzmöglichkeiten und hohe Bäume (wie z.B. Pinien), sowie Fahrradstellplätze für Besucher. Das Leben und die Funktionen des EG weiten sich auf den Platz aus und beleben ihn. Die geschützten Höfe sind intimer und leichter bepflanzt (z.B. mit Birken, Akazien, Bambus).
Das Gebäude ist mehr als eine reine Hülle für Prozesse, Strukturen und Nutzungen. Seine Form folgt nicht allein der primären Funktion. Nicht „Form follows function“, sondern „Architecture follows culture“ wird zur Maxime der neuen Arbeitsarchitektur. Das neue Pandion-Bürogebäude ist direkter Ausdruck dieser von vielen jungen Startups gelebten neuen Unternehmenskultur. Als Sinnbild dafür haben wir daher in unserem Entwurfskonzept die ringförmige Anordnung um zwei Höfe, sowie 16 Meter tiefe Bürogrundrisse mit einer dynamischen Mittelzone gewählt. Dort werden die Sonderräume angeordnet – die als vielfältige Arbeitstools jegliche Arbeit alleine oder im Team unterstützen. Darüber hinaus werden entlang der Fassade die Arbeitsplätze angeordnet, die auch konzentriertes Arbeiten ermöglicht.
Die Erschließung des Gebäudes erfolgt über drei Lobbys und vier Treppenaufgänge. Zwei sorgen an den Ecken für eine leichte Erschließung aus dem Quartier, eine Lobby bildet den Kern und zentralen Treffpunkt zwischen den beiden Innenhöfen. Der Erlebnisraum der zentralen Lobby, die Gästen eine Orientierung bietet, sowie als eine Begegnungszone an der Schnittstelle zwischen dem Innen- und Außenraum fungiert, setzt sich in den Obergeschossen fort durch einen zentralen Kommunikations- und Empfangsbereich, an den zwei Treppenkerne angrenzen. Er wird über Loggien an die Höfe und somit den zentralen Mittelpunkt der Kommunikation angebunden. Weitere doppelgeschossige Loggien in den Büroetagen sind sowohl zum Hof orientiert, als auch mit freiem Blick über die kreative, junge Umgebung. Hierüber entsteht eine intensive work-life Erfahrung, die zwischen den konzentrierten Arbeitsschritten während des Tages zu einer echten Erholung führt.
Der Platz und die Öffnung der Höfe integrieren das Gebäude in den städtebaulichen Kontext und unterstützen die lebendige Entwicklung des Stadtquartiers. Für Passanten entsteht dadurch städtebaulich eine spannungsreiche Inszenierung der einzelnen Gebäudeseiten, sowie die Möglichkeit den Gebäudekomplex zu erkunden und neue Eindrücke zu gewinnen. Durch die Aufnahme der Straßenfluchten entsteht aber auch eine starke städtebauliche Kante, die dem heterogenen Umfeld neuen Halt verleiht.
Leistungsphasen 1 bis 2, 2019
BGF 18.134 m²
Auftraggeber: Pandion Real Estate